Gleich zwei Klassen aus der 9. und 10. Klasse des Wahlpflichtkurses Wirtschaft-China nahmen in diesem Jahr am „Youth Chinese Test (YCT)“ auf der ersten (9. Jahrgang) und zweiten (10. Jahrgang) Prüfungsstufe teil. Aus Peking erhielten sie jetzt die Nachricht über ihre erfolgreiche Teilnahme. Aus den Händen des Schulleiters Frank Marschhausen Schülerinnen und Schüler die Zertifikate entgegennehmen. Der im Konfuzius-Institut in Bremen durchgeführte international standardisierte chinesische Sprachtest prüft die Schüler und Schülerinnen auf Text-, Sprach- und Hörverständnis.
Die chinesische Sprache macht es Schülerinnen und Schülern nicht leicht. Wer in die fremde Welt der chinesischen Sprache und Schriftzeichen eintauchen möchte, braucht Zeit und viel Disziplin. Die chinesische Sprache unterscheidet sich in ihrer Struktur stark von den indoeuropäischen Sprachen. Beim Erlernen ist nicht nur die große Anzahl an Schriftzeichen, sondern auch die ungewohnte Aussprache des Hochchinesischen mit den vier Tönen herausfordernd. Eine Änderung im Ton geht auch immer mit einer Bedeutungsänderung eines Wortes einher. Die Kombination von Schriftzeichen ergibt wieder ein neues Wort. Alle Schülerinnen und Schüler betonen, dass der Test für sie eine besondere Herausforderung darstellte. Die chinesische Schrift ist das weltweit einzige im Gebrauch befindliche System, das auf semantische Elemente – also Sprachzeichen – zur Visualisierung von Sprache zurückgreift. Aus der Schriftsprache entwickelten sich auch alle anderen asiatischen Sprachen wie etwa japanisch und koreanisch.
Am Alten Gymnasium können Schülerinnen und Schüler im Rahmen des Wahlpflichtkurses Wirtschaft-China die Sprache erlernen. „Unser Ziel ist es, dass die Schülerinnen und Schüler über Landeskunde und Sprache Verständnis für die chinesische Kultur entwickeln“, sagt AGO-Schulleiter Frank Marschhausen. „Sprachkenntnisse und Wissen über das Land haben nicht nur einen Bildungseffekt, sondern stellen auch eine ausgezeichnete Qualifikation auf dem Arbeitsmarkt dar.“
Der Kooperationsvertrag mit dem Konfuzius-Institut in Bremen erlaubt es dem AGO auch, das Erlernen der Grundzüge der chinesischen Sprache anbieten zu können. So vermittelt aktuell der chinesische Sprachlehrer Tianyi Yu den Lernenden einen kontinuierlichen Kompetenzaufbau der chinesischen Alltagssprache in Wort und Schrift. Eine Sprache lernt man nicht nur für den Lebenslauf oder die Karriere: „Fremde Sprachen zu beherrschen eröffnet neue Welten und den Zugang zu einer neuen Kultur mit ihrer Geschichte“, hebt der betreuende Lehrer Ludger Hillmann hervor.
Das Alte Gymnasium Oldenburg schloss vor einigen Jahren mit Unterstützung des China-Büros der Stadt Oldenburg einen Kooperationsvertrag mit der Mittelschule 89 in Xi’an. Beide Schulen pflegen einen regelmäßigen Austausch, der es den Teilnehmenden erlaubt, in Familien des jeweiligen Landes den Alltag des Gastgebers kennen zu lernen. Allerdings haben die strengen Corona-Regelungen in China den Austausch zuletzt zum Erliegen gebracht. Ein geplanter Besuch im vergangenen Jahr musste aufgrund der Pandemie abgesagt werden.
Die Zusammenarbeit mit Xi’an geht auf die im Jahr 2007 vom damaligen Oberbürgermeister Gerd Schwandner angestoßene China-Initiative zurück. Sein Nachfolger Jürgen Krogmann hat als Amtsinhaber die Weichen für eine intensivere Kooperation mit ausgewählten Partnern gestellt. Während einer Oldenburger Delegationsreise unter Krogmanns Führung war im April 2016 von Seiten der chinesischen Gastgeber in Xi’an der Wunsch geäußert worden, eine offizielle Städtepartnerschaft einzugehen. Diesem Ansinnen hat der Oldenburger Stadtrat am 26. September 2016 mit einstimmigem Votum entsprochen.
Seit Beginn der China-Initiative hat die Stadt Oldenburg im Reich der Mitte ein hohes Ansehen gewonnen. Als Schnittstelle, um Beziehungen auf wirtschaftlicher, wissenschaftlicher, kultureller oder politischer Ebene zu betreuen, fungiert das China-Büro im Rathaus. Die Stadt Oldenburg sieht sich gut positioniert, um von den wirtschaftlichen Potenzialen der deutsch-chinesischen Zusammenarbeit zu profitieren.
Oldenburgs China-Initiative stelle in Deutschland eine Vorreiterrolle dar, worauf auch die häufigen Anfragen aus anderen bundesdeutschen Städten verweisen. Oldenburg genießt auch in China eine weit über die Region der Partnerstadt hinausgehende Bekanntheit, was auf die vielfältigen wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Kontakte zurückzuführen sei. Chinesisch wird neuerdings auch an der BBS Wechloy in der Außenhandelsklasse sowie an der Carl-von Ossietzky-Universität und der Jade-Hochschule gelehrt.
von Ludger Hillmann
Fotos: H. Dittrich