
Farschid Ali Zahedi (Werkstattfilm, von links), Pamela Poetschki (Buchandlung Thye), Jörg Witte (AGO), Dietmar Schütz (Bürgerstiftung) und Frank Marschhausen (AGO)
Gedenken an die Familie Landsberg
Im Rahmen der Gedenkveranstaltung Erinnern auf Augenhöhe der Oldenburger Bürgerstiftung nahm eine Delegation des Alten Gymnasiums an der Einweihung einer Gedenkstele für die jüdische Familie Landsberg teil. Der Kunst- und Buchhandel und das Wohnhaus der Familie befanden sich in der Schüttingstraße 7. Moritz Landsberg und seine Söhne Walter und Ludwig wurden Opfer der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik.
Ludwig Landsberg, ehemaliger Schüler des Alten Gymnasiums, wurde 1893 als Sohn des Großherzoglichen Hofantiquars (Kunst- und Buchhändler) Moritz Landsberg in Oldenburg geboren. Bereits 1941 wurde er von Hannover in die Konzentrationslager Riga (Lettland) und später Kauen (Litauen) deportiert. Mit dem Vorrücken der russischen Armee wurden die Häftlinge auf Arbeitslager im Westen des Reiches verteilt. Ludwig Landsberg geriet nach Kaufering, einem Außenlager des KZ-Dachau, wo er nach mörderischer Zwangsarbeit im Dezember 1944 verstarb. (Jörg Witte)
Ein besonderer Dank gilt unseren Abiturientinnen Sarah Junge, Merle Stephan und Jurena Dietze für die musikalische Würdigung des Einweihungsaktes.
Moritz und Walter Landsberg Schüttingstraße 7
Text Bürgerstiftung
Moritz Landsberg wurde am 13.02.1856 in Oldenburg geboren. Er war Großherzoglicher Hofantiquar und Inhaber der Fa. S. L. Landsberg OHG, Buch- und Kunsthandlung. Mit seiner Frau Flora Landsberg geb. Cohn hatte er 5 Kinder. Flora Landsberg verstarb am 07.05.1926 im Alter von 62 Jahren. Die erstgeborenen Söhne Otto und Walter wurden ebenfalls Buchhändler und arbeiteten im Familienunternehmen mit. Otto Landsberg (geb. 11.07.1891) konnte mit seiner Frau Martha 1939 nach England emigrieren, wohin die zwei gemeinsamen Kinder Ursula und Hans im Dezember 1938 durch einen Kindertransport gebracht wurden. Walter Landsberg (geb. 13.9.1892), der bis 1938 in der Schüttingstraße 7 lebte, emigrierte nach Frankreich. Am 06.02.1944 wurde er ins Sammellager Drancy deportiert. Nur wenige Tage später, am 10.02.1944 wurde er nach Auschwitz überführt, wo er umkam. Das Todesdatum ist nicht bekannt. Seine Frau Sabine geb. Schlesinger gelang 1939 die Flucht nach Palästina. Der dritte Sohn von Moritz und Flora Landsberg, Ludwig Landsberg (geb. 14.11.1893), wurde ebenfalls Buchhändler. Er zog im Juni 1919 nach Hannover. Am 19.12.1944 kam er im KZ Dachau/Außenlager Kaufering um. Kurt Landsberg (geb. 05.05.1896) war das vierte Kind. Er zog 1928 nach Saarbrücken und emigrierte 1936 nach Frankreich. Über sein weiteres Schicksal ist nichts bekannt. Das fünfte Kind und die einzige Tochter Anna Landsberg (geb. 17.02.1900) heiratete und zog nach Hamburg. Es wird davon ausgegangen, dass sie später in Mexiko lebte. 1940, als alle Juden Oldenburg verlassen mussten, zog Vater Moritz Landsberg im Mai nach Hamburg. Am 22.11.1940 begann er Suizid.
Auf dem Bild hier sieht man Otto Landsberg (geb. 11.07.1891) mit seinen Kindern Ursula und Hans. Als das Bild gemacht wurde, war Hans neun Jahre alt und Ursula 13. Die Landsbergs wohnten am Theaterwall Nr. 24, bevor sie nach England flüchteten.
Gedenken an die Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz
Seit 1994 arbeitet das AGO an der Dokumentation der Geschichte der Juden in Oldenburg unter besonderer Berücksichtigung der Schicksale der ehemaligen jüdischen Schüler der Schule. Im Rahmen der Dokumentation wurde 2001 von Heinz Gode jenes Mahnmal geschaffen, das Besucherinnen und Besuchern heute ins Auge fällt, wenn sie die Aula des Alten Gymnasiums betreten wollen. Denn hier, direkt neben dem Eingang zur Aula, vereinen sich Holz, Metall und Stein und nennen die Namen der ermordeten jüdischen Schüler der Schule. Die grüne Farbsetzung auf hellem Untergrund symbolisiert dabei das Prinzip Hoffnung. Aus der Erinnerungsarbeit und zur Pflege der deutsch-jüdischen sowie deutsch-israelischen Beziehungen ist das heutige Israel-Projekt der Schule entstanden. Als 2006 der Bürgermeister Mateh Ashers Oldenburg besuchte, wurden AGO-Schülerinnen und -Schüler eingeladen, gemeinsam mit der israelischen Delegation eine Friedenseiche im Stadtwald zu pflanzen. Bei dieser Gelegenheit sprach der Bürgermeister Yehuda Shavit eine Einladung aus, die Jörg Witte dankend annahm. Ein Jahr später etablierte Jörg Witte im Curriculum der Schule dann das Seminarfach Israel.