Leitlinien für den Kunstunterricht am Alten Gymnasium
Welche Farbe wird wohl für den Aufdruck des Markennamens auf der Rückseite eines bekannten Küchenschwamms gegenüber der blauen Scheuerfläche verwendet werden?
Warum trat Steve Jobs bei der Präsentation seiner Elektrogeräte stets hinter einem Vorhang hervor?
Was verbindet die Handtaschenwerbung von Louis Vuitton mit dem Motiv der Spitzenklöpplerin bei dem holländischen Maler Vermeer?
All das sind keine zufälligen Verbindungen, sondern Durchführungen ästhetischer Prinzipien. Unsere Alltagswelt ist durchzogen von solchen kulturellen Regeln, die uns oft nicht bewusst sind und unser Handeln doch mitbestimmen.
An dieser Stelle setzen wir Kunstlehrerinnen und Kunstlehrer an und versuchen den Schülerinnen und Schülern Entschlüsselungstechniken zu vermitteln, mit deren Hilfe sie unsere kulturellen Produkte und Inszenierungen zu lesen vermögen: die Fassade eines Gebäudes und einen Andy Warhol, den Fettstuhl von Beuys und die Mona Lisa, Dürers Hasen und die Farben der Leibniz Kekspackung.
Wir wollen dabei aber nicht nur einseitig das gedankliche Erkennen der gestalteten Welt befördern, sondern es durch ein körperliches Mittun verstärken: handwerkliches Nachvollziehen mit Material – dem Einsickern von Farbe zusehen, die Zähigkeit von Ton fühlen, den Widerstand beim Linolschnitt spüren – und schließlich auch eigene gestalterische Zugänge finden.
Manche Produktionen lassen sich besser in Zusammenarbeit ausführen: zu zweit, zu dritt, als Kleingruppe. Da die Produkte ästhetisch sind – also sichtbar, nehmen andere stets an der eigenen Arbeit teil: durch Kritik, durch Bestätigung, durch Anregung zum Verändern oder durch Austausch von Werkzeug. Auch auf diese Weise wollen wir soziales Lernen fördern.
Als „Produktionsstätten“ stehen den Schülern zwei große Kunsträume im musischen Neubau zur Verfügung, ausgestattet mit der nötigen Elektronik (Beamer, Computer, Projektoren). Ein weiteres kreatives Arbeiten ist im Werkraum des Kellers im Hauptgebäude möglich.
Das Versprechen, die Ergebnisse zu präsentieren, motiviert Schüler. Deshalb gibt es Ausstellungsflächen mit wechselnder Bestückung im Foyer, an den Treppenaufgängen, im Kunstflur und auf mobilen Stellwänden.
Im Kunstunterricht kommen Themen aus der Lebenswelt der Jugendlichen zum Tragen, die sich nicht nur auf der Ebene eines eingegrenzten Unterrichtsfaches bearbeiten lassen. Hier machen wir das Fach Kunst zum Knotenpunkt von Geschichte, Philosophie, Soziologie, Wirtschaft und Literatur, d.h. wir verstärken auch die Kompetenzen in diesen Fächern.
Die Arbeit vor dem Original, der direkte Sichtkontakt mit dem Kunstwerk ist durch keine Dia- oder Computerprojektion zu ersetzen. Ein Grund mehr, das Angebot der benachbarten Museen mit ihren wechselnden Ausstellungen häufiger zu nutzen.
Um die kreative Arbeit zu intensivieren, bieten wir Arbeitsgemeinschaften an, die aus dem Trubel des Vormittagsbetriebes herausgenommen und nicht durch Notengebung belastet sind. Hier ist hinreichend Zeit und Raum gegeben, experimentell zu forschen und individuelle Wege durch Alltag, Kunst und Wissenschaft zu gehen.
Den Beschluss der Fachkonferenz Kunst zur Leistungsfeststellung gibt es hier.
Die Fachgruppe Kunst hat ein fachspezifisches Medienkonzept erarbeitet.